201610 Plakat_Monika Dorband-30002Text zur Ausstellung „Resonanzen“

Im physikalischen Sinn sind Resonanzen Beziehungen zwischen schwingungsfähigen Systemen, die sich gegenseitig zum Mitschwingen bringen.

Nichts anderes findet statt zwischen dem Künstler und seinem Werk. Aber eben auch - im Idealfall - zwischen dem Kunstwerk und dem Betrachter.

Voraussetzung ist dabei freilich die Schwingungsfähigkeit des Betrachters.

Monika Dorbands Farbwelten verfügen über eine Art ästhetischer Schönheit, die selbst künstlerisch Schwererziehbaren resonante Beziehungen ermöglichen. Sie laden ein zum spontanen Mitschwingen.

So in diese anscheinend harmonischen Farbräume hineingelockt, wird man erstmal feststellen, dass es dort sehr wohl Brüche, Konflikte und Gegensätzliches gibt, ohne die ja - dialektisch betrachtet - weder Schönheit noch Harmonie möglich sind.

Es tauchen aber auch allerlei abstrakt erscheinende Formen, Gestalten und Chiffren auf, die zunächst den Anschein von Geheimtexten, von kryptischen Verschlüsselungen erwecken.

Sie sind es nicht. Und sie bedürfen deshalb auch nicht der Erläuterung.

Monika Dorbands künstlerische Sprache beruht nicht auf der künstlerischen (oder künstlichen) Umsetzung irgendwelcher erklärungsbedürftiger äußerer Ereignisse sondern folgt immer und ausschließlich intrinsischen Motivationen: es sind ihre eigenen inneren Welten, die geschaffen und dargestellt werden.

Die Bewegung in diesen selbst geschaffenen Habitaten befreit sie von den Fährnissen, der Mühsal und den ermüdenden Zwängen und Routinen des Alltagslebens.

Bei genauerer Betrachtung wird man erkennen, dass Monika Dorbands Formensprache keineswegs abstrakt ist: unverkennbar finden sich darin ständig Zitate aus der belebten und unbelebten Natur. Und in der Tat hat sich die Künstlerin in den fast fünf Jahrzehnten ihrer künstlerischen Tätigkeit immer und intensiv zeichnerisch mit Natur- und Aktstudien auseinandergesetzt.

Dennoch steht in den hier gezeigten Arbeiten, wie es zunächst scheint, nicht die Form, das Abbild, im Vordergrund, sondern - im impressionistischen Sinn - das Bild an sich.

Dass die Farb- und Formenwelten in Wirklichkeit belebt sind, wird in den jüngeren (und hier - mit wenigen Ausnahmen - nicht gezeigten aktuellen) Arbeiten deutlich:

Die Räume beleben sich zusehends.

Es sind Mischwesen, mythisch-religiöse Märchenwesen, Geisteswesen, Dämonen, die zunächst vereinzelt auftauchen, bis sie schließlich - in den drei aktuellsten Arbeiten - den Farbraum und dessen Ästhetik vollständig hinter sich lassen, um dem Betrachter nur noch in den expressiven Nichtfarben Schwarz und Weiß gegenüberzutreten.

Dass Betrachter - was geschehen ist - hierauf geradezu verstört reagierten, zeigt deren Schwingungsfähigkeit. Auch dabei geht es um Resonanzen.

I.D. 09.10.2016